In unserem REFuture Hauptstadtstudio Interview spricht Sven Wagenknecht, Chief Editor der BTC Echo Magazine über die Tokenisierung und das elektronische Wertpapiergesetz.
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Was sagen Sie zum elektronischen Wertpapiergesetz, das ja das fortschrittlichste der Welt sein soll? Sie als Journalist können das am besten beurteilen.
Ich bin kein Jurist, die sind ja am besten, um es zu beurteilen. Ich denke, es ist wichtig, hier Standards zu setzen, an denen sich auch Europa oder vielleicht auch andere Jurisdiktionen orientieren können. Wenn wir keine Standards haben, investiert keiner in die Produkte. Wir brauchen Sicherheit und Verbraucherschutz für Investoren. Ich glaube, dass das eWpG ein Anfang ist, die Blockchain Technologie so zu nutzen, wie sie verstanden werden soll, nämlich auch als eine neue Möglichkeit, Prozesse rein digital abzubilden, ohne die alten Intermediäre.
Haben Sie das komplette Gesetz mal betrachtet? Könnte man das Ganze noch mal kommentieren, noch mal auseinandernehmen, nochmal einzelne Stücke verpacken oder wie sind Sie rangegangen, um das ganze Gesetz letztendlich auch als Fortschrittliches zu beurkunden?
Also vor allem spreche ich mit den Experten, die diese Gesetze machen. Das versuche ich zumindest auch auf Verbandsebene. So zum Beispiel im Bitkom E.V Arbeitskreis Blockchain, da wird natürlich auch von den Juristen einiges eingebracht, was man hätte besser machen können, wo die Möglichkeiten der Blockchain mehr machen könnten. Ich glaube, es ist ein Anfang. So müssen wir es verstehen, das eWpG als Start. Es muss Eigenkapital, Aktien, GmbH Anteile, mit dem eWpG abgebildet werden können. Da sind wir noch nicht ganz, aber ich glaube, das ist das Ziel und das ist ein erster Aufschlag. Der Punkt ist, in der Praxis muss sich ein Gesetz eben erst mal bewähren.
Sowas wie unendliche Weiten. Also es tun sich da tausende von Möglichkeiten, von Chancen auf. Die Regeln sind da zur Sicherheit. Aber es ist kein Reglementieren im Sinne von einengen, oder.
Wir brauchen ein Korsett, manchmal auch für die professionellen Investoren. Die schauen, dass es nicht zu viele Auslegungsmöglichkeiten gibt und diese Rechtssicherheit hergestellt wird. Ich glaube, es ist der Kompromiss am Ende. Es ist nie zufriedenstellend für jeden Akteur. Das werden wir, glaube ich, nie schaffen. Aber das muss auch nicht der Anspruch sein.
Seit 2014 begleiten Sie auch journalistisch den Markt. Was hat sich denn in der Zeit in Sachen Blockchain und Tokenisierung getan?
Sehr viel. Als wir angefangen haben, gab es Bitcoin, nicht viel mehr. Seitdem wissen wir, Finanzierungsformen sind neu entstanden. Wir haben einen dezentralen Finanzsektor, der zumindest versucht, das abzubilden, was es eben in der traditionellen Welt gibt. Wir haben an solche Phänomene wie NFS und Metaverse, die also auch das Bildliche, das Visuelle noch mit hereinbringen, also ganz neue Dinge erschließen. Und das Spannende vielleicht hierbei ist auch, dass es eben gerade die Sachwerte auch betreffen kann. Ein schönes Beispiel sind hier immer die Tokenisierung von Luxusgütern, der Rothschild Rotwein, der Porsche Oldtimer, die Rolex Uhr, all das ist sehr gut abbildbar als Wertpapier, auch durch eine Lokalisierung. Und darüber geht es ja vor allem auch heute hier auf der Veranstaltung Sachwerte digital.
Wie sollen sich denn Investoren damit beschäftigen, um letztendlich bestmöglich aufgestellt zu sein? Wie sollte man herangehen, um gut zu investieren?
Das ist ein sehr weites Feld. Ich denke, wir reden über einzelne Bereiche. Also die Tokenisierung von sehr speziellen Fällen. Da braucht es ein Interesse.
Ich würde es nicht empfehlen, alles auf einmal zu investieren, sondern ich glaube, die Diversifikation, die ja immer gepredigt wird, die gilt für alle Bereiche. Und wenn ich sage, ich habe hier ein Interesse, ich habe auch die nötigen Mittel, dann kann ich da hereingehen. Das Schöne ist jetzt aber vor allem die Ticketgrößen, gerade für die Kleininvestoren, die sind auf einmal darstellbar. 10 € reichen teilweise aus oder 100 €, um einen Teilbesitz zu haben. Von einem Porsche, den ich mir niemals leisten könnte, vielleicht aber so ein Bruchteil davon besitzen haben kann. Ich glaube, das ist die neue Dimension, von der wir sprechen. Man muss hier aufpassen, vielleicht an der Stelle, sich nicht von Hypes zu sehr beeinflussen zu lassen, also auch zu schauen, was sind das für Anbieter, wo sind die registriert, was sind die Nebenkosten, die in solchen Produkten versteckt sein können. Das sind aber Gedanken, die habe ich immer bei jeder Geldanlage seit Jahrzehnten. Das wird sich auch nicht ändern.
Wie sieht denn so für Sie die Zukunft aus? Wo wird es dann hingehen? Also in Sachen Tokenisierung, digitale Wertpapiere? Es ist ja, klingt so ein bisschen wie Eldorado, ist es aber nicht.
Na ja, alles wird digital. Unser Geld wird digital, der digitale Euro kommt irgendwann. Unser physischer Personalausweis wird auch digital. Es ist nur eine Logik, finde ich. Eine Evolution, dass auch sämtliche Wertpapiere, Aktienfonds, Private Equity usw. tokenisiert werden. Das dauert viele Jahre. Das ist natürlich ein Prozess, wo wir ganz viele Institutionen mit einschließen müssen, aber es ist unausweichlich. Die Akteure, die sich rechtzeitig in der Infrastruktur positionieren, die attraktive Geschäftsfelder finden, sollen mutig sein. Die werden in vielen Jahren oder nicht mehr ganz so vielen Jahren gute Chancen haben, am Markt zu existieren. Man braucht allerdings ein gewissen Durchhaltevermögen.
Man soll sich auch nicht getrieben fühlen oder man sollte es mit einer gewissen Gelassenheit angehen. Oder wie sehen Sie das? Sollte man jetzt mitmachen, denn wie gesagt einen Hype umgehen, also nicht immer auf den Hype aufspringen, sondern wie sollte man dann umgehen mit dieser ganzen Zeit? Es ist wirklich so schnelllebig, wenn ich mir vorstelle, letztes Jahr ist das Gesetz auf dem Markt, dass ein Jahr später geht man die Umsetzung. Das ist recht.
Schnell. Die Erfahrung hat gezeigt, es gibt immer diesen Technologiezyklus gefolgt von einem Hype, und beim ersten hat dabei zu sein ist nicht immer klug. Da fehlt oft die Substanz. Es wird eine Idee hochgeworfen, es fließt viel Geld in diese Idee rein, aber sie schwächt danach, Geld fließt raus. Das haben wir oft gesehen, zumindest auch in diesem ICO-Boom damals. Ich glaube, es ist oft gut, die erste Wirkung sich anzuschauen, sich Gedanken zu machen und überlegen, was kann ich besser machen, wie kriege ich hier die Substanz rein, die wir oft nicht hatten? Oft fehlt es auch an den anderen Grundlagen, an einer Infrastruktur, Dienstleistung, an den Gesetzen. Das kommt aber mit der Zeit. Die Frage ist mal, wie mutig bin ich und was kann ich mir leisten? Wie viel Cash Rücklagen habe ich, um mal längere Zeiten durchzustehen? Wenn ich das habe, wenn ich sehr viel Mut habe und Geld, dann kann man als einer von den Pionieren dabei sein. Die Mutigen werden belohnt und das heißt aber auch manchmal vielleicht zu scheitern.
Bei der REFuture zum Beispiel, da gibt es Bestände, es gibt die Immobilien. Ist das nicht die sicherere Variante?
Auf jeden Fall. Ich meine, wir haben Bilanzkennzahlen, Dokumente und sämtliche Gebäudeinformationen. Es ist komplett kalkulierbar. Das ist wichtig als Investor, um Renditen realistisch einschätzen zu können. Alles andere ist eine Wette. Da ist vielleicht mehr Ertrag drin, aber das Risiko ist ungleich höher. Wenn wir die breite Masse haben wollen, die großen Taschen auch haben wollen, dann brauchen wir genau diesen Bestand auch, den wir jetzt tokenisieren, denn die lassen sich nicht darauf ein, was vielleicht mal sein kann, wenn etwas klappt, sondern die wollen jetzt in der Gegenwart eben Sicherheit haben, die sie auch rechtfertigen können, vielleicht vom Aufsichtsrat oder vor ihren Investoren wiederum auch. Und das ist, glaube ich, eine große Chance für die, die diese Offenheit haben.
Sich breit aufstellen geht auch nur mit Immobilien. Verschiedene Objekte, verschiedene Projekte kann man sich verdienen und breit aufstellen und dann auch investieren. Das heißt also, man muss gar nicht so viele verschiedene Assets Lager bedienen?
Man muss kein Experte in allen Bereichen sein. Ich glaube, wenn man eine Sache gefunden hat, in der man auch gut ist, für die man sich besonders interessiert und brennt, dann kann es da auch sein, dann kann es da ausreichen, dort auch ein Großteil zu reduzieren und sich damit auseinanderzusetzen.
Was kommt denn demnächst auf unseren Markt zu? Haben Sie vielleicht was zu sagen? Da will ich nächste Woche drüber Redaktionssitzung abhalten.
Also spannend. Man muss unterscheiden zwischen digitalen Wertpapieren und Kryptowährung. Ich glaube, bei Kryptowährungen ist es ganz spannend, was man in den nächsten Tagen sehen wird. Es wird über Klassifizierung gesprochen, also ESG-konforme. Was ist eine grüne Kryptowährung und was ist eine rote, böse Kryptowährung sozusagen? Thema Energie spielt eine große Rolle, das heißt, da sitzt man in der EU gerade dran, das auszuarbeiten. Das ist alles noch sehr diffus. Ich glaube, die andere Sache über digitale Sachwerte im traditionellen Bereich wird noch viel gesprochen werden. Dr. Toncar erwähnte heute bereits das Zukunftsfinanzierungsgesetz. Ich glaube, das ist eine wichtige Säule, die hier ausgearbeitet worden ist. Es ermöglicht, perspektivisch auch wie eingangs erwähnt, Eigenkapital zu drucken. Viele Prozesse werden besprochen und müssen durch den Bundestag. Da müssen wir ein Auge draufhaben, das kann halt diesen ganzen Sektor nochmal deutlich nach vorne bringen.
Vielen Dank. Sven Wagenknecht zu Gast bei REFuture — Investieren mit Zukunft.
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